Reststoffe sollen als industrielle Rohstoffe gesehen und auch so verwendet werden. Das war das Ziel des Multi-Stakeholder-Projektes des Climate Lab in enger Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzministerium. Im Climate Lab trafen sich dazu potentielle Anbieter und Abnehmer von Sekundärrohstoffen, um branchenübergreifend gemeinsam Hürden und Hebel auf dem Weg zum Rohstoffkreislauf zu identifizieren. Zur Sprache kamen dabei die regulatorischen Rahmenbedingungen, der Bedarf an Förderinstrumenten sowie die Notwendigkeit von größerer Transparenz am Sekundärrohstoffmarkt.
Mehr als 3 Erden
Das Problem drängt. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der globale Materialverbrauch, mit einem jährlichen Aufkommen von 92 Milliarden Tonnen, fast verdoppelt. Das ist weit jenseits der wissenschaftlich definierten „planetaren Grenzen“. Allein in Österreich wurden 2017 167 Millionen Tonnen an Material verbraucht. Der Erdüberlastungstag kam für Österreich in diesem Jahr bereits am 7. April – das heißt, dass Österreich in etwas mehr als 3 Monaten so viele Ressourcen verbraucht hat, wie es für ein ganzes Jahr zur Verfügung stehen. Damit sind wir derzeit weit von einem nachhaltigen Wirtschaftssystem entfernt. Das soll sich mit der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie des Klimaschutzministeriums ändern, indem Stoffkreisläufe geschlossen und hochwertige Sekundärrohstoffe genutzt werden, anstatt sie wie bisher zu Lasten der Umwelt zu entsorgen.
Zementindustrie als Abnehmer
Eine Schlüsselrolle beim Einsatz unterschiedlicher Sekundärrohstoffen spielt die Zementindustrie schon heute. Durch den Einsatz von industriellen Reststoffen und Aschen kann nicht nur der Bedarf an primären Rohstoffen wie etwa Kalkstein, Mergel und Eisenerz reduziert werden, sondern es lassen sich auch die prozessbedingten CO2-Emissionen bei der Zementherstellung senken. Deshalb wurde im Zuge des Multi-Stakeholder-Prozesses auch die Überarbeitung der technischen Grundlagen für den Einsatz von Abfällen in Anlagen zur Zementerzeugung als ein Hebel zur Erhöhung des Sekundärrohstoffanteils identifiziert.
Neue Förderschiene seit 2023
Auch Deponieverbote wären auf dem Weg zum Rohstoffkreislauf eine große Hilfe. Ein solches Verbot könnte Unternehmen dazu bringen, ihre Mengen an industriellen Abfällen deutlich zu reduzieren oder diese Reststoffe auf den Sekundärrohstoffmarkt zu bringen. Auch Investitionen in Forschung und Entwicklung ließen sich so weiter ankurbeln. Die sind auch dringend nötig, denn für den Wiedereinsatz von Stoffen sind oft spezielle Aufbereitungsanlag und -prozesse von Nöten. Ankurbeln ließen sich die Investitionen freilich auch durch geeignete Förderinstrumente und gut gefüllte Fördertöpfe – eine weitere Empfehlung aus unserem Multi-Stakeholder-Projekt. Das BMK hat bereits im Dezember 2023 dazu die Förderschiene “Kreislaufwirtschaft” im Rahmen der UFG-Novelle (Umwelt-Förderungs-Gesetz) bereitgestellt. Die Förderschiene soll zukünftige Investitionen für Logistikoptimierungen, Sortier- und Aufbereitungsanlagen, die Entwicklung neuer Aufbereitungsverfahren sowie die Errichtung von Pilot- und Demonstrationsanlagen ermöglichen.