Abfall ist kein Müll – sondern Rohstoff

Kreislaufwirtschaft bedeutet, Rohstoffe im Kreis zu führen. Wie das gelingen kann, zeigten Atos, das Bundesministerium für Klimaschutz und das Climate Lab in einem gemeinsamen Workshop auf.

Smarte Abfallwirtschaft heißt das Stichwort. Sie soll es ermöglichen, die im Müll enthaltenen Rohstoffe möglichst effizient wieder aufzubereiten, um so Ressourcen zu sparen. Sah man früher in den anfallenden Müllbergen ein Problem, erkennen nun immer mehr Unternehmen das große Potential, das im Abfall steckt. Damit dieses Potenzial auch ausgeschöpft werden kann, braucht es Informationen über unsere Müllströme. Beim IT-Unternehmen Atos hat man sich auf Datensammlung, Analyse und Visualisierung entlang der Müllströme unserer Gesellschaft spezialisiert. Da aber gerade die Kreislaufwirtschaft eine starke Zusammenarbeit und den offenen Austausch von Daten erfordert, hat Atos nun gemeinsam mit dem Bundesministerium für Klimaschutz zu einem Workshop über “Smart Waste” im Climate Lab in der Spittelau geladen.

Thomas Friedschröder von Atos führt die Runde in das Thema ein.

In 4 Themenfeldern diskutierten Expert:innen und Praktiker verschiedenster Entsorger wie Wastics, ETVie, Nemetz AG, Saubermacher, Brantner, Gourmet, Wien Energie und die MA48 über Datensammlung, transparente Datenplattformen, (teil-)automatisierte Abfall-Analyse für Transport und Sortierung, und natürlich den digitalen Produktpass, der künftig alle für die Kreislaufwirtschaft wichtigen Informationen zu den Produkten speichern soll. Große Hoffnungen setzt man dabei in die EU, wo derzeit die Grundlagen für den digitalen Produktpass erarbeitet werden. Auch beim Datenaustausch setzt man auf öffentliche oder zumindest offene Datenplattformen. Lösungen werden jedenfalls dringend gebraucht, will man doch von Seiten des Bundesministeriums für Klimaschutz den Material-Fußabdruck bis 2030 auf 14 Tonnen und bis 2050 gar auf 7 Tonnen senken.

Abfallbranche, Behörden und Zivilgesellschaft beraten über Lösungsansätze

Die größten Stoffströme fallen dabei in der Bauwirtschaft an. Gerade hier kann Digitalisierung helfen, indem ein virtuelles Modell der Gebäude mit allen relevanten Informationen zu den verschiedenen Bauteilen erstellt wird. Dieser digitale Zwilling erlaubt es später, die verschiedenen Bestandteile von Gebäuden leichter wiederzuverwenden. Die Digitalisierung kann auch in anderen Bereichen helfen, nachhaltiger zu werden. Sensoren und künstliche Intelligenz können die Wege der Müllwagen optimieren und überflüssige Fahrstrecken und damit CO2 einsparen. Und smarte Apps könnten den Konsument:innen unkompliziert Auskunft geben, wie ein Produkt richtig entsorgt werden sollte.Solche Apps können auch bei einem ganz speziellen Problem helfen: Einweg-Batterien und Li-Ionen Akkus. Diese werden überwiegend im normalen Restmüll entsorgt und führen in den Sortieranlagen und Lagern immer wieder zu teils verheerenden Bränden. Das Problem ist so groß, dass es für manche Unternehmen schwierig wird, sich gegen solche Unfälle zu versichern. Deshalb ist auch der Wunsch nach finanziellen Anreizen für richtiges Mülltrennen groß.

Bei aller Digitalisierung muss natürlich auch der Datenschutz bedacht werden. Neben technischen Lösungen wie dem Einsatz von Blockchain-Technologie sind klare Regelungen und Standards erforderlich, um die Privatsphäre der Konsument:innen zu wahren. Schließlich sind Daten über unseren Müll auch sensible Daten über unser Privatleben. Apropos Privat: Der meiste Müll fällt gar nicht im privaten, sondern im unternehmerischen Bereich an. Der Hebel der Unternehmen, um Müll zu vermeiden, besser zu trennen und Rohstoffe im Kreis zu führen, ist daher auch wesentlich größer als jener von Privatpersonen.

Die Herausforderungen sind groß, aber mit digitalen Lösungen, innovativer Kooperation, offenem Austausch von Daten und besseren Regelungen können wir uns Schritt für Schritt einer echten Kreislaufwirtschaft annähern. Der Wille dazu, das hat sich in den Gesprächen und Diskussionen deutlich gezeigt, ist jedenfalls vorhanden.

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