Die Stadt, von der Kinder träumen

Ein Wimmelbild von Leopold Maurer zeigt, von welcher Stadt unsere Kinder und Jugendliche träumen. Sind wir bereit, den Auftrag der kommenden Generationen anzunehmen?

Im Climate Lab im 9. Stock hängt ein ganz besonderes Bild. Es ist ein Wimmelbild, das der Künstler Leopold Maurer gestaltet hat. Als Vorlage dienten die Ideen von 88 Kindern und Jugendlichen im Alter von 8 -15 Jahren, die im Rahmen des Co-Creativen Projektes “DOCK for Change” des Kinderbüros der Universität Wien gesammelt wurden. Darauf ist zu sehen, welche Zukunft sich unsere Kinder erträumen und in welcher Stadt sie gerne leben würden.

Grün statt Grau

Die Stadt der Kinderträume ist voller Pflanzen und Tiere mit vielen Orten zum Spielen.

Was sofort klar wird. Die Stadt der Kinderträume ist voller Pflanzen und Natur. Erst auf den zweiten Blick wird die Stadt selbst sichtbar. Ob Dächer, Fassaden oder Straßen, Beton und Asphalt verschwinden hinter und unter einer grünen Decke aus Bäumen, Sträuchern und Gräsern. Darauf weiden einerseits Nutztiere wie Schafe oder Kühe, um die Flächen bestmöglich zu nutzen, andererseits ist aber auch viel Platz für Wildtiere und Insekten vorgesehen, um die Biodiversität zu stärken. Bäche, die in großen Städten heute oft in den Untergrund verbannt sind, wurden zurück an die Oberfläche geholt. Diese Stadt braucht keine Parks und Erholungsbereiche, sie ist der Park.

Platz für Kinder

Die Stadt der Kinderträume hat sichere Wege für Kinder auf dem Rad oder zu Fuß.

“Die Jugend von heute sitzt nur vor dem Bildschirm und geht nicht mehr raus”. Wer hat dieses Vorurteil gegenüber der Generation Bildschirm noch nicht gehört? Meistens wird die Schuld den Jugendlichen selbst zugeschrieben. Schaut man sich die Städte an, in denen unsere Kinder aufwachsen, verwundert es aber nicht, dass sie nicht vor die Tür wollen und Eltern das oft gar nicht erst erlauben. Gefährliche Straßen und Parkplätze prägen das Bild. Spielende Kinder sind oft unerwünscht. Wirft man einen Blick auf unser Wimmelbild, lernt man, dass unsere Kinder aber sehr gerne nach draußen gehen wollen. Sie wünschen sich eine Stadt, in der das möglich ist und die überall einen sicheren und schönen Platz zum Spielen bietet. Die Stadt der Kinderträume braucht keine eingezäunten Spielplätze, sie ist ein Ort, wo überall gespielt werden kann.

Mobilität auch für Kinder

Unsere Städte sind für Autos gemacht. Aus Sicht der Erwachsenen macht das Sinn. Die meisten von uns haben Führerschein und Auto, der Rest kann die Öffis nehmen. Die Mutigen wagen sich mit dem Fahrrad auf die Straße. Unsere Kinder lassen wir aber besser möglichst lange zu Hause. Zu viele Gefahren lauern auf den Straßen, zu viele Fehler haben schnell schlimme Folgen. Kinder müssen viel lernen, bevor wir ihnen zutrauen, dass sie sich einigermaßen sicher alleine durch die Stadt bewegen, ob zu Fuß, mit den Öffis oder mit dem Rad. Dabei zeigt unser Wimmelbild, dass auch Kinder sich Mobilität und Unabhängigkeit wünschen. Die Stadt der Kinderträume hält keine lebensgefährlichen Gefahren bereit. In Fußgängerzonen und auf Radwegen können Eltern ihre Kinder die Stadt entdecken lassen und der Stress des Elterntaxi-Daseins gehört der Vergangenheit an.

High Tech statt Steinzeit

Wenn es um mutige Veränderungen in der Stadt geht, hört man häufig die Befürchtungen, es ginge “zurück in die Steinzeit”. Das will niemand. Auch nicht unsere Kinder. Die Stadt der Kinderträume steckt voller Hochtechnologie, gegen die unsere Städte der Gegenwart wie die Steinzeit (oder besser gesagt Beton, Asphalt und Blechzeit) wirken. Windkraft und Photovoltaik liefern Energie für Züge, Flugzeuge – und ja, auch einige Autos sind in der Stadt der Zukunft zu entdecken. Zugegeben, die Vision von fliegenden E-Autos ist nach dem Stand der heutigen Physik vermutlich etwas zu ambitioniert, aber wer weiß, wohin uns der Erfindergeist unserer Kinder noch bringt.

Die Stadt der Kinderträume steckt voller High-Tech.

Die Stadt der Zukunft hat auch kein Ressourcen- oder Müllproblem, sondern eine echte Kreislaufwirtschaft. Alles, was sie braucht, ist Energie, und die liefern Sonne und Wind zuverlässig Jahr für Jahr. Mit effizienten Wärmepumpen, E-Motoren, Wärmedämmung und Begrünung kommen wir auch mit deutlich weniger Energie gut zurecht. Und wenn mal keine Sonne da ist und der Wind nicht wehen will, dann gibt es Energiespeicher, die uns da drüber helfen. Das alles ist keine Science Fiction, sondern die Hochtechnologie der Gegenwart.

Soll es unseren Kindern besser gehen?
Jede Generation hat das Ziel, dass es die eigenen Kinder einmal besser haben. Dafür waren wir immer schon bereit, Opfer zu bringen. Aber was, wenn das, was wir für das Beste halten, gar nicht das Beste ist? Wenn wir an der Zukunft unserer Kinder arbeiten, vielleicht sollten wir sie da ab und an auch fragen, welche Zukunft das sein sollte? Schaut man auf unsere Stadt der Kinderträume, so ist man mit weniger Asphalt und mehr Grün sicher auf dem richtigen Weg.

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