Together in Impact – der Leitspruch der diesjährigen Impact Days – lässt sich auf mehr als nur eine Art lesen. Auch wenn es um den Impact der Klimakrise geht, sitzen wir alle im selben Boot. Es ist daher nur logisch, das Lösungskonzept für die drängendste Krise unserer Zeit, die Klimawende, ins Zentrum der Impact Days zu stellen – nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen Chancen, die sich dadurch eröffnen.
Green 100 Teil der Impact Days
Erstmals waren auch die Green 100, das Event des Klima- und Energiefonds zur Vernetzung grüner Projekte mit Investor:innen, Teil der Impact Days. Dass nicht nur die Klimakrise, sondern auch die Klimawende gewaltigen Impact auf unser Wirtschaftssystem haben wird, zeigten bei der Eröffnungs-Session Climate Lab Director Gebhard Ottacher und Tina Deutsch, die mit-Initiatorin des frisch gegründeten Institutes für Klimafragen “KONTEXT”. Auf der Bühne rechneten die beiden vor, was uns die Stabilisierung des Klimas kosten würde und zogen einige spannende Vergleiche. Für die Klimaneutralität bis 2040 fallen jährlich zwischen 2,4 – 4,2% des BIP an. Klingt machbar, bedeutet in absoluten Zahlen aber bis zu 16 Mrd. Euro.
Klimawende – Investment mit Return
Wem dabei schwindlig wird, dem empfehlen wir einen Perspektivenwechsel, denn die Wahl, die wir zu treffen haben, ist erstaunlich einfach. Handeln wir nicht, werden die Kosten nicht nur um ein Vielfaches höher sein, sie werden uns neben finanziellen Schäden auch in Form von gesundheitlichen Konsequenzen und verlorenen Menschenleben treffen. Während uns die Kosten der Klimakrise in Form von Schäden und Zerstörung belasten, sind die Investitionen in die Klimawende genau das: Investitionen in neue, moderne, bessere Infrastruktur. Bei der Klimawende bekommen wir etwas für unser Geld, bei der Klimakrise nicht. 4% in unsere Infrastruktur zu investieren, bedeutet auch, dass unser BIP um 4% oder mehr anwachsen wird. Diese Zahlen zeigen, dass die Klimawende in den kommenden Jahren zum vielleicht wichtigsten Job- und Wirtschaftsmotor im Land wird. Die zahlreichen Investor:innen, die bei den Impact Days auf der Suche nach guten Investment-Gelegenheiten waren, haben diesen Umstand schon verstanden.
Circularity als Strategie
Auch führende österreichische Unternehmen denken um. “Wir machen Kreislaufwirtschaft, weil es ein Geschäftsmodell ist”, sagte etwa Christian Lampl von Holcim, ehemals Lafarge, beim Empfang des Climate Lab im Rahmen des Partner-Days. Die Veranstaltung, die gemeinsam mit den CEO’s for Future durchgeführt wurde, zeigte, dass der Nachhaltigkeitsgedanke derzeit Einzug in das Denken der großen Unternehmen hält. Das ist nicht (nur) Ausdruck von unternehmerischem Verantwortungsbewusstsein, sondern entspringt ökonomischen Überlegungen. Durch die zahlreichen Impulse und Neu-Regelungen des europäischen Green Deals, dem öffentlichen Druck und dem wachsenden Bewusstsein der Konsument:innen müssen bestehende Geschäftsmodelle neu bewertet werden. Wer in Zukunft Aufträge und Ausschreibungen gewinnen möchte, kommt an einer ordentlichen Ökobilanzierung im eigenen Unternehmen nicht vorbei. Durch die neuen Dynamiken in der Wirtschaftswelt erkennen gleichzeitig immer mehr Menschen die großen Chancen, die eine Kreislaufwirtschaft bietet. Mehr Unabhängigkeit, weniger Ressourcenverbrauch und Abfälle, die plötzlich als Sekundärrohstoffe gehandelt werden können, wecken zunehmend Interesse.
Supply Chains neu denken
Gut, statt weniger schlecht soll auch die Ökobilanz der Lieferketten werden. Ein Thema, das jedenfalls eine eigene Session verdient, und bei den Impact Days auch bekommen hat. Allerdings ist Transparenz in den eigenen Lieferketten ein großes Problem. Hier können technologische Fortschritte helfen. Im Rahmen der Impact Days wurden gleich mehrere Ansätze von Start-ups vorgestellt. Viele wertvolle Informationen lassen sich bereits aus dem Internet extrahieren, insbesondere aus Medienberichten. Ein Beispiel ist eine Textil-Fabrik aus Bangladesch, die vor einigen Jahren zusammenbrach und mehr als 1000 Arbeiter:innen unter sich begrub. Zuvor hatte es Proteste der Belegschaft gegen das unsichere Gebäude gegeben, über die in Lokalmedien auch berichtet wurde. Solche und ähnliche Berichte könnten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden, um Risiken in der eigenen Lieferkette rechtzeitig zu erkennen und entsprechende Schritte einzuleiten. Auch bei der CO2-Bilanz kann High-Tech helfen. Aus Satellitendaten lassen sich dazu laut Angaben eines anderen Start-ups fast tagesaktuell Rückschlüsse ziehen.
Business Case – Green Agriculture
Ein Thema mit besonders großem Impact auf unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand ist Bodennutzung. Schließlich baut unsere Gesellschaft auf einer gesunden, funktionierenden Landwirtschaft auf. Bei den Impact Days durfte das Thema, das gerade in Österreich seit Jahren wegen des hohen Bodenverbrauchs für anhaltende Debatten sorgt, nicht fehlen. Dabei zeigte sich: Grüne oder nachhaltige Landwirtschaft wird zunehmend zum Geschäftsmodell. Das hat handfeste Gründe. Gesunde Böden haben deutlich mehr Resilienz gegenüber Dürren und Starkregen. Vor dem Hintergrund zunehmender Wetterextreme durch die Klimakrise lässt dieser Umstand auch Investor:innen aufhorchen. Eine Win – Win Situation sind Investments in nachhaltige Landwirtschaft auch für die Biodiversität. Je nachdem, wie Landwirtschaft ausgeführt wird, kann sie nämlich sowohl Zerstörer, als auch Bewahrer unserer Ökosysteme sein, wie es einer der Podiumsgäste treffend auf den Punkt brachte.
“Biodiversity as a service”
Im Fokus der Debatte standen auch Sinn und Unsinn von so-genanntem “Biodiversity-Offsetting” und der Begriff “nature positive”. Dabei geht es vorrangig um die Vermeidung, die Minimierung und die Wiederherstellung von Schäden in den Ökosystemen. Außerdem muss die Bewahrung von Ökosystemen endlich als der Service für die Allgemeinheit verstanden werden, der sie ist. Das betrifft nicht nur “Natives”, die überall auf dem Planeten für den Schutz von Regenwäldern und anderen Ökosystemen eintreten, sondern auch Landwirte hierzulande, die bewusst auf eine Landwirtschaft mit, anstatt gegen die Natur setzen und dafür auch geringere Umsätze und Mehraufwand in Kauf nehmen. Mit auf dem Podium war übrigens auch die REWE-Gruppe, die seit kurzem auch Partner des Climate Lab sind. Über das eigene Unternehmen sagte Tanja Dietrich-Hübner, dass man unter anderem auch mit der Initiative “Blühendes Österreich” in Sachen “nature positive” erst am Anfang stehe. Auf die Reise sind wir jedenfalls gespannt.
Die Klimawende ist das Impact Investment unserer Zeit. Von der Rendite profitieren wir nicht nur finanziell, sondern auch sozial und ökologisch – für Generationen.