Eine der wichtigsten Aufgaben des Climate Labs ist, die verschiedenen Akteur:innen, die man für die Lösung eines Problems benötigt, zusammen an einen Tisch (oder in dem Fall in einen Sesselkreis) zu holen. Einen ganz großen Brocken sind wir im letzten Deep Dive angegangen, wo wir uns der Transformation unseres Energiesystems gewidmet haben. Bis 2040 soll Österreich klimaneutral werden. Das heißt auch, dass wir bis dahin ein 100% grünes Energiesystem brauchen. Das betrifft alle Sektoren des Energiesystems, von den Erzeugern über die Speicher, den Netzbetrieb, den Energieanbietern bis zur Verwaltung.
“Was fehlt da noch?”, diese Frage warf Martin Schreyer von Siemens Energy am Ende seines Impulsvortrags in die Runde.
Bevor man über die Antwort diskutierte, schickte unsere Moderatorin Barbara Inmann die Gäste passend zur Jahreszeit auf Ostereiersuche, besser gesagt auf die Suche nach der besten Zuordnung der eigenen Tätigkeit zu den verschiedenen Sektoren im Energiesystem. So sortiert, lernten sich die Teilnehmer:innen des Deep Dives kennen. Aus fast allen relevanten Bereichen waren Vertreter:innen dabei, von Energieversorgern (Wien Energie), Forschung (AIT, Technikum Wien, Green Energy Lab), Startups im Bereich Energiegemeinschaften (BrainStrom, Commonsun, Grätzelenergie), Netzen (APG) bis zur Stadt Wien. Im Anschluss wurden die Herausforderungen rund um die Energie-Transformation auf Post-Its gesammelt. Bei der Vorstellung der gefundenen Herausforderungen war die Diskussion kaum noch zu bremsen.
Als ein zentrales Thema wurde dabei die Akzeptanz der Bevölkerung erkannt. Es ist entscheidend, die Menschen bei der Transformation mitzunehmen und sie ausreichend zu informieren, um Vorurteile abzubauen und um Desinformation entgegenzuwirken. Energiegemeinschaften oder “Grätzelenergie” sind eine Möglichkeit, die Menschen direkt am Umbau des Energiesystems zu beteiligen. Leuchtturmprojekte können vorzeigen, wie das geht. Auch im Bildungsbereich kann man ansetzen und Klima und Energie verstärkt im Unterricht behandeln.
Das ist auch wichtig. Gerade in Wien steht man mit dem ambitionierten “Raus aus Gas”-Programm vor dem Problem, unter anderem 500.000 Gasetagenheizungen bis 2040 zu tauschen, was mit steigender Akzeptanz in der Bevölkerung natürlich einfacher wird. Mit Strom aus Wind und Photovoltaik und den hocheffizienten Wärmepumpen stehen die notwendigen Technologien ja bereit. Natürlich muss da noch einiges passieren. Die Netze müssen ausgebaut und angepasst werden und die Speicherkapazitäten müssen bereitgestellt werden. Auch Stolpersteine wie der Denkmalschutz und die Flächenverfügbarkeit müssen berücksichtigt werden. Der Tenor in der Runde ist jedoch eindeutig: Es ist machbar und wir kriegen das hin.
Im Climate Lab geht es natürlich nicht darum, spannende Gespräche zu führen und danach wieder nach Hause zu gehen. Vielmehr geht es darum, einen Startschuss zu geben und Prozesse auch tatsächlich in Gang zu setzen. Der nächste Schritt ist die gemeinsame Arbeit an einem Vorzeigeprojekt auf Basis bestehender Herausforderungen. Außerdem werden wir die Erkenntnisse ins Bundesministerium für Klimaschutz (Gründungspartner des Climate Lab) weitertragen. Ansonsten bleibt noch die Erkenntnis, dass sowohl die Notwendigkeit für raschen Klimaschutz als auch die Bereitschaft zum entschlossenen Handeln da ist. Und es bleibt das Gefühl, dass wir es tatsächlich schaffen könnten.