Wer in den heißesten Wochen des Jahres durch die Innenstadt spaziert, kann gut verstehen, warum Kälte neuerdings ein Handelsgut ist. In den warmen Nächten, in denen die stehende Hitze uns den Schlaf raubt, sehnen wir uns alle nach Abkühlung. Die wird in Wien auch geliefert, und zwar über das Fernkältenetz der Wien Energie.
Der jüngste Klimaschauplatz führte die Climate Lab Community zum Stubenring, wo sich eine der 5 Fernkältezentralen der Wien Energie befindet, von wo aus viele Kunden mit Kälte beliefert werden. Die Lage mag ungewöhnlich wirken, ist aber wohl durchdacht. Viele Abnehmer sind in der Wiener Innenstadt zu finden. Die zentrale Lage sorgt so für kurze Transportweiten und geringe Verluste. Mit Fernkälte können laut eigenen Angaben bis zu 70% der Energie und 50% der CO2-Emissionen eingespart werden.
In einer sommerlichen Hitzewelle macht das natürlich viel Sinn. Überraschender ist da eher, dass die Fernkältezentrale das ganze Jahr über liefert. Ja, auch im Winter gibt es Kunden, die Kälte beziehen. In Laboren, Küchen, Serverräumen und anderen Gewerbeeinrichtungen wird Kälte ganzjährig gebraucht.
Kälte ist das Fehlen von Wärme
Aber woher kommt die Kälte eigentlich? Kälte “entsteht”, indem mittels einer Wärmepumpe Energie abgepumpt wird. Das Prinzip findet seit Jahrzehnten Anwendung in Kühlschränken. In letzter Zeit sind Wärmepumpen auch als besonders effiziente Heizsysteme in aller Munde, die das Prinzip Kühlschrank einfach umdrehen und Energie in die Wohnung pumpen. In der Fernkältezentrale wird zum Transport der Kälte das Wasser aus dem Donaukanal herangezogen, gefiltert, mit der Kältemaschine auf 5°C abgekühlt und danach zu den Haushalten gepumpt.
Ein Kältenetz für Wien
Bereits seit 15 Jahren wird das Fernkältenetz von Wien nun aufgebaut und immer weiter ausgebaut. Dabei reicht es von der Klinik Floridsdorf bis zum Hauptbahnhof und von der Spittelau bis zum MGC-Messezentrum. Derzeit werden 180 Gebäude versorgt, unter anderem auch das Climate Lab selbst im Hundertwasser-Hochhaus in der Spittelau. Das Netz wächst jedes Jahr um 10-15% und soll bis 2030 auf 350 Megawatt ausgebaut werden.
Mehr zum Fernkältenetz gibt es auch hier.