Mit Wasserstoff zur grünen Baustelle

Mit Hilfe von Wasserstoff soll das Phase Out von Benzin und Diesel auch dort gelingen, wo es mit klassischer Elektrifizierung noch nicht klappt. Die Geräte und die Energieversorgung auf Baustellen und für Großveranstaltungen sollen klimaneutral werden. Wie das gelingen kann, hat sich das Climate Lab in einem Multipartnerprogramm zusammen mit Wien Energie genauer angesehen.

E-Bike, E-Auto, Wärmepumpe – in vielen Bereichen lassen sich Treibhausgas-Emissionen durch Elektrifizierung vermeiden. Aber leider nicht überall. Dort wo Energie mobil sein muss und in großen Mengen gebraucht wird, kommt man mit Stromleitungen oder Batterien nicht mehr weiter. Auf Baustellen kommen schwerste Maschinen mit hohem Energiebedarf zum Einsatz. Stromanschlüsse sind oft nicht verfügbar und müssten erst aufwändig verlegt werden – vorausgesetzt das lokale Netz hält der zusätzlichen Belastung stand. Viele Baustellen, gerade im Infrastrukturbereich, sind dann auch noch mobil, weshalb Anschlüsse ans Netz noch komplizierter und teurer werden. Bei Lösungen geht es schließlich auch um Wirtschaftlichkeit.

Tankbare Batterie
Eine Lösung bietet Wasserstoff. Wasserstoff ist nicht nur Ersatzbrennstoff für Benzin und Diesel. Es ist auch eine transportable, tankbare Batterie. In einer Brennstoffzelle kann er mit Sauerstoff (ohne Verbrennung durch reine Übertragung der Elektronen) zu Wasser oxidiert werden. Dabei entsteht durch die wandernden Elektronen nutzbarer Strom. Im Vergleich dazu werden die viel diskutierten E-Fuels ebenso wie Benzin, Diesel oder Kerosin in klassischen, deutlich ineffizienteren Verbrennungsmotoren eingesetzt. Grund genug, sich die Tauglichkeit von Wasserstoff als Energielieferant für die klimaneutrale Baustelle von Morgen in einem Climate Lab Programm zusammen mit Wien Energie anzusehen.

Foto: macrovector on Freepik

Baustelle ist nicht gleich Baustelle
Je nach Typ der Baustelle fallen für den laufenden Baustellenbetrieb unterschiedliche Emissionsquellen unterschiedlich stark ins Gewicht. Beim Neubau dominiert der Treibstoffverbrauch durch den LKW-Transport. Bei der Sanierung spielt auch der Strombedarf aus dem Stromnetz eine große Rolle – abhängig natürlich vom örtlichen Energiemix. Bei Infrastruktur und Abriss ist die mobile Bereitstellung von Strom durch Diesel-Generatoren und der Diesel für schwere Baumaschinen der größte Faktor. Während die Elektrifizierung im Transport voranschreitet und in absehbarer Zeit auch E-LKWs verfügbar sein werden, ist der Ersatz der Dieselgeneratoren und der Betrieb großer Maschinen eine große Herausforderung. Wasserstoff bietet hier eine Lösung. Er kann Strom wesentlich effizienter (und sauberer) bereitstellen als Dieselaggregate und ist auch als Treibstoff für Großmaschinen geeignet.

Neue Märkte – neue Chancen
Baumaschinen mit Wasserstoff-Antrieb sind derzeit in Entwicklung und teilweise bereits auf dem Markt erhältlich. Liebherr, JCB, Caterpillar, Hyundai, Bosch und einige mehr haben hier einen potentiellen Markt erkannt und arbeiten an entsprechenden Produkten. Auch Antriebsaggregate für bestehende Maschinen sind in Entwicklung. Bei Stromaggregaten ist die Entwicklung noch weiter vorangeschritten. Hier gibt es bereits verschiedene Modelle zu mieten und zu kaufen. Das ist nicht nur für Baustellen, sondern auch für andere Anwendungen interessant. Große Events und kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser (Notstromaggregate) werden in Zukunft emissionsfreie Stromaggregate benötigen.

Der Umsetzungsplan als Ergebnis des Climate Lab-Programms sieht als konkrete nächste Schritte vor, Pilotprojekte mit Wasserstoffgeneratoren sowohl für Baustellen als auch im Eventbereich zu starten. Mit Swietelsky und Toplak stehen dafür bereits interessierte Partner bereit. Außerdem ist ein detaillierter Vergleich zw. dem Einsatz von Batterien und H2-Generatoren je nach Use Case notwendig, um die Kosten, Energieeffizienz und andere Kennzahlen zu berechnen. Es bewegt sich was in Sachen Klimawende auf der Baustelle und es bleibt spannend.

Titelfoto: onlyyouqj on Freepik

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