Extreme Wassertemperaturen im Atlantik u. Pazifik und ein neuer Temperaturrekord im September (+1,7 – 1,8°C – und das obwohl El Nino erst nächstes Jahr zuschlägt) könnten einem schon die Laune verderben. Umso wichtiger ist es, die eigenen Erfolge zu sehen und hoch zu halten. Klimaschutz ist schließlich kein Sprint, sondern ein Marathon und gewinnen können wir ihn sowieso nur zusammen. Grund genug, im Climate Lab nach unserem ersten Jahr ein Fest zu feiern.
Lebensräume durch Kinderträume
Zum Festival haben nicht nur wir, sondern auch unsere Partner Wien Energie und das DOCK-Kinderbüro die Türen geöffnet. Besichtigungstouren führten ins Climate Lab, in die Räumlichkeiten des Kinderbüros am Donaukanal und – wie so oft besonders begehrt – in die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Müllverbrennungsanlage. Mit dem DOCK-Kinderbüro verbindet uns übrigens eine besondere Geschichte. Dort haben nämlich 88 Kinder mit ihren Ideen für eine lebenswerte Stadt die Grundlage für ein Wimmelbild von Leopold Maurer geliefert. Ein Druck des Wimmelbildes ist auch in unserem Konferenzraum “Leuven” zu finden und motiviert und inspiriert uns täglich aufs Neue.
Ein Novemertag 2050
Motivation brauchen wir, um eben jene Dystopie zu verhindern, die die Theatergruppe BeyondBühne auf selbige gezeichnet hat. Ein Novembertag im Jahr 2050, der so ganz anders ist als der November des letzten Jahrhunderts – und Jugendliche, die nicht nur mit den üblichen Herausforderungen des Erwachsenwerdens, sondern auch noch mit der Klimakrise zu kämpfen haben. Wer das Stück für übertrieben hält, dem sei gesagt: Für verheerende Stürme, wie sie auch in diesem Stück passieren, braucht man nicht in die Zukunft zu blicken. Vergleichbares hat sich letzten Sommer an der Grenze zwischen Österreich und Tschechien bereits abgespielt, als ein Tornado der Stärke 4 ein Dorf verwüstete. Diesen Sommer haben bisher nie dagewesene Niederschläge in Griechenland und Libyen verheerende Überflutungen verursacht. Also packen wir an, verkleinern wir unseren ökologischen Fußabdruck und – noch viel wichtiger – vergrößern wir unseren ökologischen Handabdruck.
Lösen wir das Klimapuzzle
Wie komplex Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft sind, weiß unsere Community nur zu gut. Es ist manchmal, als versuche man ein Puzzle mit 10.000 Teilen zu bauen, aber ohne Rand, mit Löchern und ohne zu wissen, ob überhaupt schon alle Teile da sind. Beim Climate Lab Festival haben wir gemeinsam versucht, das Bild zusammenzusetzen – beim Klimapuzzle mit Climate Fresk Austria. Climate Fresk ist ein innovatives, international erfolgreiches Workshop-Konzept, um wissenschaftlich kuratiertes Wissen über die Zusammenhänge der Klimakrise interaktiv zu vermitteln. Die Gruppe versucht selbstständig, die Zusammenhänge herzustellen und aus den Einzelteilen das Große Ganze zusammenzusetzen. Immerhin, das Bild, das am Schluss rauskommen soll, das kennen wir: Ein nachhaltiges Wirtschaftssystem innerhalb unserer planetaren Grenzen.
Bücher auf zwei Beinen
Genau daran arbeiten die Mitglieder unserer Community mit vollem Einsatz, jede:r auf ihre und seine Art. Der Trick ist, in der Krise auch die Gelegenheit zu erkennen. Neue Geschäftsmodelle, neue Arbeitswelten, neue Technologien, Produkte und Ideen – die Klimawende steckt voller Chancen, die wir ergreifen müssen, damit Österreich auch in Zukunft ein starker Wirtschaftsstandort bleibt. Austausch und Vernetzung spielen dabei eine besondere Rolle. Beim Festival haben wir dafür ein neues, ungewöhnliches Format angeboten. In unserer Living Library schlüpften einige unserer Community-Mitglieder in die Rolle von lebendigen Büchern, um darüber zu erzählen. Wann hat man denn sonst schon die Gelegenheit, sich mit einem Buch zu unterhalten? Beim Climate Lab Festival war das möglich – mit Titel, Zusammenfassung und – bei Interesse – einer kompletten Lebensgeschichte.
Sind wir schnell genug?
Ginge es nicht noch schneller? Selbstkritische Töne schlug unser Geschäftsführer Gebhard bei seiner Ansprache zu unserem Jubiläum an. Und es stimmt ja auch: Bei allem was wir erreicht haben – reicht es? Veränderung ist immer schwierig und es braucht viel Überzeugungskraft. Aber Veränderung ist möglich und man findet sie überall – sogar an den konservativsten Orten, die man sich nur vorstellen kann, wir Gebhard erzählte. Er hat nämlich beobachtet, dass auf dem Friedhof in seinem Heimatort plötzlich immer mehr Grabsteine frei sind, selbst die in “Bestlage”. Das wäre früher noch undenkbar gewesen. Doch nun scheinen mehr und mehr Familien diese Tradition aufzugeben und Feuerbestattungen werden immer beliebter. Ein echter gesellschaftlicher Wandel ist im Gange. Wenn das sogar auf dem Friedhof geht, sollte es doch überall klappen.
Nach so viel Philosophie, Dystopie und Climate Action musste dann aber auch noch gefeiert werden. Mit köstlichen Buffet – das einmal mehr beweist, dass Essen auch ohne Fleisch ausgezeichnet schmecken kann – und ein wenig Alkohol wurde noch lange geplaudert, getanzt und vielleicht auch der eine oder andere Plan geschmiedet, wie wir im zweiten Jahr des Climate Lab noch mehr erreichen können.