Herr Braumann, was ist der Sustainability Circle und welche Rolle spielt er innerhalb der Wirtschaftsagentur Wien?
Der Sustainability Circle ist eine offene, interne Plattform, die es Mitarbeiter:innen aus allen Abteilungen ermöglicht, sich freiwillig mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen und die Organisation in diesem Bereich weiterzuentwickeln – sowohl inhaltlich als auch strukturell. Es ist kein klassisches Nachhaltigkeitsteam mit fixem Auftrag, sondern ein Raum für Eigeninitiative und Austausch.
Wie kam es zur Gründung dieser Initiative?
Wir haben uns schon länger mit Nachhaltigkeit beschäftigt und wollten das Thema stärker in der Breite der Organisation verankern. 2023 wurde dann die Idee eines Circles geboren. Bei einem unserer Mitarbeitenden-Events wurde das Konzept vorgestellt, und es gab sofort viel Interesse. Der Startschuss fiel dann Anfang 2024 mit einem ersten Workshop.
Was unterscheidet den Circle von klassischen Nachhaltigkeitsstrukturen?
Ganz klar: Er basiert auf Freiwilligkeit. Mitarbeitende aus ganz unterschiedlichen Bereichen – von der Rechtsabteilung bis zur Projektentwicklung – bringen sich mit ihren jeweiligen Perspektiven ein. Es geht nicht darum, einen festgelegten Auftrag abzuarbeiten, sondern gemeinsam Themen zu erkennen, zu entwickeln und umzusetzen.
Welche Themen wurden bisher behandelt?
Ein zentrales Ergebnis war die Treibhausgas-Bilanzierung der Wirtschaftsagentur Wien – ein Thema, das aus dem Circle heraus angestoßen und inzwischen institutionell verankert wurde. Gerade überlegen wir, wie wir greifbare Vorhaben umsetzen – Projekte, die nah am Arbeitsalltag sind und schnell Wirkung zeigen.
Wie wird entschieden, welche Ideen weiterverfolgt werden?
Es braucht immer eine Person, die das Thema treiben möchte. Die Herausforderung ist, dass alle Teilnehmenden ihre eigentlichen Aufgaben in den jeweiligen Abteilungen haben – deshalb ist es wichtig, die Ressourcen und die Zeit realistisch einzuschätzen. Themen entstehen organisch, je nach Motivation und Kapazitäten der Gruppe.
Welche Rolle spielt die Führungsebene dabei?
Der Circle wurde auf Initiative der Geschäftsführung gegründet und genießt volle Unterstützung. Dieses Commitment von oben ist essentiell, um die Mitarbeitenden in ihrer Rolle als Agents of Change zu bestärken.
Was waren wichtige Learnings aus den ersten Monaten?
Einerseits haben wir gemerkt, wie wertvoll der physische Austausch ist – neben Online-Treffen legen wir Wert auf Zusammenkünfte in Präsenz. Andererseits mussten wir lernen, die „richtige Flughöhe“ zu finden. Anfangs waren die Themen sehr strategisch, jetzt wollen wir wieder stärker ins Konkrete und Alltagsnahe gehen.
Was würden Sie anderen Organisationen raten, die Mitarbeitende als Change Agents aktivieren wollen?
Ein Format wie der Sustainability Circle kann sehr wirkungsvoll sein – wenn es zur Organisationskultur passt und strukturell gut begleitet wird. Die Unterstützung durch das Climate Lab war für uns extrem hilfreich: Sie übernehmen Moderation, Dokumentation, Struktur – das gibt uns Luft für inhaltliche Arbeit. Wichtig ist außerdem: Ohne Rückhalt aus der Führungsebene geht es nicht.
Und wie geht es weiter?
Wir befinden uns aktuell in einer Phase der Weiterentwicklung. Der Fokus liegt darauf, erfolgreiche Ansätze in der Organisation zu verstetigen. Die nächsten Diskussionen werden sich unter anderem um Green Events, internes Wissensmanagement, Nachhaltigkeitsmanagement drehen. Der Austausch läuft kontinuierlich weiter!
Das Interview führte Marlena Niedl
Titelfoto: Wirtschaftsagantur Wien/Karin Hackl
Veröffentlicht am 2025-06-21