Textil-Recycling: Best Practices unter der Lupe

‏‏‎ ‎|‏‏‎ ‎Anna Zambo & Impact Redaktion

Am 14. Oktober trafen Expertinnen und Entscheidungsträgerinnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft im Climate Lab zusammen, um über Strategien für mehr Recycling-Content in der Textilbranche zu diskutieren. Im Fokus standen auch Best Practices aus ganz Europa.

Wie können wir den Recyclinganteil bei Textilien erhöhen? Es waren Fragen wie diese, die im Mittelpunkt des bereits achten Textil Dialogs des BMLUK standen. Dabei ging es einerseits um den Status quo – sprich wo Österreich und Europa derzeit beim Einsatz von Recyclingmaterialien stehen und welche Good Practices bereits erfolgreich umgesetzt werden. Andererseits standen die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele sowie sinnvolle Mindestanteile an Recycling-Content und der weitere Ausbau der Infrastruktur im Fokus. Auch Österreichs Rolle in der EU-Textil Strategie wurde thematisiert. Derzeit mag der Recycling-Anteil bei Textilien noch gering sein. Der Blick auf nationale und internationale Best-Practice-Beispiele zeigt jedoch, wie eine deutliche Steigerung gelingen kann.

Woran Textilrecycling vermeintlich scheitert

Die Umsetzung einer kreislauforientierten Wirtschaft im Textilsektor ist komplex, aber zunehmend dringlich. Europa befindet sich mitten in einer nachhaltigen, zugleich jedoch stark wettbewerbsorientierten Transformation der Textilindustrie. Der Erfolg dieser Umstellung hängt entscheidend von der engen Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette ab – von Herstellung und Design über Lieferant:innen und Logistikpartner bis hin zu den Konsument:innen.

Sowohl die Bundesbeschaffung als auch EU-Richtlinien integrieren bereits Nachhaltigkeits- und Recyclingkriterien in ihre Vergabeverfahren. Dennoch steht der Markt vor erheblichen Herausforderungen: unzureichende Datenlagen, heterogene Materialströme, begrenzte Kapazitäten und hohe Kosten bremsen den Fortschritt. Auch der Investitionsbedarf ist hoch, doch ohne verlässliche Daten gestaltet sich die Finanzierung riskant.

Von Best Practice lernen

Um diese Herausforderungen anzugehen, entstehen in ganz Europa zahlreiche Initiativen und Pilotprojekte, die bereits wertvolle Einblicke und Lösungsansätze liefern.

  • Die ReHubs-Initiative treibt das Textil-zu-Textil-Recycling mit dem Ziel voran, bis 2030 rund 2,5 Millionen Tonnen Alttextilien zu recyceln, und schafft dafür gemeinsame Standards, transparente Prozesse und Finanzierungsmodelle.
  • Projekte wie PESCO-UP entwickeln wirtschaftlich tragfähige Upcycling-Verfahren für Mischtextilien.
  • RegioGreenTex will durch regionale Hubs in ganz Europa Forschung, KMU und Industrie miteinander vernetzen, um Recyclingtechnologien in der Praxis zu etablieren.
  • Das Projekt SOLSTICE setzt auf digitale Produktpässe und KI-basierte Sortierung, um Transparenz, Nachverfolgbarkeit und Effizienz entlang der Lieferkette zu erhöhen.
  • Ein österreichisches Vorzeigebeispiel ist Salesianer, das mit Partnern in Portugal einen geschlossenen Kreislauf für Arbeitskleidung betreibt und dabei hohe Wiederverwendungs- und Recyclingquoten erreicht.

Diese Beispiele zeigen, dass Fortschritt vor allem durch Kooperation, Digitalisierung, klare Standards und gezielte Investitionen gelingt.

Vortragende

Zu den Sprecherinnen des achten Textildialogs zählten Vertreterinnen aus Verwaltung, Forschung und Industrie, die unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Recycling-Content einbrachten. Susanne Schmidt-Summer vom BMLUK gab einen Einblick in aktuelle Entwicklungen des Ökodesignforums und zeigte, wie politische Rahmenbedingungen nachhaltiges Produktdesign fördern können. Marina Crnoja Cosic von der ETP Textiles präsentierte den aktuellen Stand der Forschung und unterstrich die Bedeutung von Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Petra Schweiger von ReHubs beleuchtete die europäische Textilstrategie und gab spannende Einblicke in die Struktur und Dynamik der europäischen Textilwirtschaft. Aus Sicht der Industrie sprach Maria Akerfeldt von der H&M Group über die Perspektive einer Marke und darüber, welche Anforderungen an Recycling-Content im Rahmen der neuen ESPR-Verordnung tatsächlich wirksam und umsetzbar sind. Mathias Nell von Salesianer ergänzte die Diskussion mit einem praxisnahen Erfahrungsbericht über Textilrecycling im Bereich der Arbeitskleidung und zeigte auf, welche Fortschritte, aber auch Herausforderungen es in diesem Segment gibt.

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