Ergebnisbericht: Textilrecycling

Wie können wir Textilien im Kreislauf führen und damit Ressourcen schonen? Die Recherche des Climate Lab zeigt: Eine Mischung aus Regulierung und innovativen Business-Modellen, kann das möglich machen! Unsere Erkenntnisse und die möglichen nächsten Schritte in Richtung Textilkreislauf findest du in unserem Ergebnisbericht.

Die Textilwirtschaft steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen und Chancen, die wir in unseren Interviews und Stakeholderworkshops mit Expert:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Textilbranche identifiziert haben. Die zentralen Ergebnisse zeigen  sowohl den aktuellen Stand als auch die vielversprechendsten Hebel für einen geschlossenen Textilkreislauf auf.

Zum Bericht

Der vorliegende Bericht umfasst die Ergebnisse des Innovationsprogramms “Zirkuläre Textilwirtschaft mit Fokus Textilrecycling”, dass das Climate Lab mit relevanten Stakeholdern aus Industrie, Verwaltung und Wissenschaft im Auftrag des BMK von Jänner 2024 bis Februar 2025 durchgeführt hat.

Textilien sind ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Alltags. Sie sind nicht nur in unserer Kleidung präsent, sondern auch in Möbeln, in der Automobilindustrie und im Gesundheitswesen. Die Textilindustrie ist global und europaweit von enormer wirtschaftlicher Bedeutung und beherbergt Millionen von Arbeitsplätzen.

Die Textilproduktion gehört dabei zu den größten Verursachern von Umweltbelastungen, von der Wasserverschmutzung bis hin zu hohen CO₂-Emissionen und einer enormen Abfallproduktion. Fast-Fashion Geschäftsmodelle verschärf diese Herausforderungen nochmal besonders. Die weitverbreitete Nutzung synthetischer Fasern, der hohe Wasserverbrauch, chemische Behandlungen und die enorme Menge an Textilabfällen machen nachhaltige Praktiken in der Textilindustrie umso dringlicher.

Die Herausforderungen

Regulatorisch: Unsicherheiten, die durch Unklarheiten bei Inhalt und Zeitraum entstehen, besonders in Bezug auf EU-Vorgaben wie die Ökodesign-Verordnung und die Abfallrahmenrichtlinie, erschweren es Unternehmen, Investitionen in Recyclingtechnologien zu tätigen. Die Einführung einer gut durchdachten erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) und spezifischen Zielvorgaben bis Ende 2028 werden wichtige Weichenstellungen bringen und Planungssicherheit ermöglichen, die wiederum zu mehr Investitionen führen kann.

Wirtschaftlich: Die fehlenden Absatzmärkte für recycelte Fasern und das Ungleichgewicht zwischen niedrigen Entsorgungskosten und hohen Recyclingkosten behindern momentan noch die Wirtschaftlichkeit von Recyclingmodellen. Der Markt für recycelte Fasern ist oft nicht wettbewerbsfähig, insbesondere in einem Markt, in dem Polyester als günstigstes Material dominiert.

Technisch: Die Komplexität des Textilrecyclings steigt durch die Vielfalt an Materialien. Besonders problematisch sind die Farbstoffe und Zusatzstoffet wie Elasthan, die den Recyclingprozess stören. Zudem fehlen detaillierte Angaben zu den Textilmaterialien, die für eine präzise Steuerung des chemischen Recyclings notwendig wären.

Die Methoden

Mechanisch: Diese Technik trennt Textilien in Fasern, aus denen Garn hergestellt werden kann. Es resultiert jedoch in kürzeren Fasern und ist vor allem für die Herstellung von einfachen Produkten wie Putzlappen oder Dämmstoffen geeignet.

Chemisch: Obwohl vielversprechend, ist dieses Verfahren sehr energieaufwändig, teuer und störstoffanfällig. Es bietet jedoch die Möglichkeit, Fasern in ihrer ursprünglichen Qualität wiederherzustellen. Der Prozess befindet sich derzeit im Pilotstadium und durch die hohen Kosten ist es nur im Premiumsegment wirtschaftlich umsetzbar

Die Hebel

EPR Finanzierung: Ein gut durchdachtes EPR-System kann wesentlich zu einer Kreislaufführung von Textilien beitragen, ein wesentliches Instrument dafür ist die Ökomodulation. Dabei müssen Hersteller:innen, die nachhaltigere Textilien produzieren, weniger Gebühren zahlen, da diese leichter wiederzuverwenden sind und weniger Kosten, zum Beispiel beim Recycling, anfallen. Somit werden Produkte ‘belohnt’, die bereits einen Teil zur Nachhaltigkeit der Branche beitragen.

Finanzielle Förderung: Es bedarf außerdem eines erhöhten Fokus auf Infrastruktur, um Innovationen im Textilrecycling voranzutreiben. Dazu gehört auch die Unterstützung von Pilotprojekten und die Förderung von Forschung.

Anforderungen & Standards: Um die Qualität von recycelten Materialien zu sichern, sollten Mindestanforderungen an Recyclingraten und nachhaltige Produktion eingeführt werden. Auch die Verantwortung der Marken für die Entsorgung ihrer Produkte sollte stärker gefordert werden.

Öffentliche Beschaffung: Der öffentliche Sektor kann durch gezielte Beschaffungspolitik eine Nachfrage für recycelte und nachhaltige Textilien schaffen.

Private Investitionen: Diese sind notwendig, um Recyclingkonzepte als wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle zu etablieren. Unternehmen müssen zu Beginn auch einen Teil der Mehrkosten von Pilotprojekten tragen, um Innovationsvorsprünge zu erlangen.

Good Practices: Das von der Christian Doppler Gesellschaft geförderte Josef-Ressel-Zentrum (JRZ) befasst sich mit dem Recycling von Textilien. Das Zentrum bietet an, Textilien aus 100% Polyester auf die Recyclingfähigkeit zu testen. Dafür kann gegen Aufwandsentschädigung eine Materialmenge von 5 kg, vorzugsweise bereits (vor-)aufgetrennt, in den Versuch eingebracht werden. Bei Interesse melden Sie sich am besten direkt bei Christian Schimper (Leiter Resselzentrum). Außerdem sammeln heute schon einige große Unternehmen Textilien aus Mischgewebe für ein Textilrecycling innerhalb von Europa. Bei Interesse an einer Beteiligung zur gemeinsamen Sammlung von Arbeitskleidung aus Mischgewebe für Recycling besteht die Möglichkeit, sich bei der Post oder Salesianer zu melden (Kontakt gerne via Climate Lab).

Mehr Details und welche Möglichkeiten für Betriebe in der Textilbranche bestehen, findest du im Ergebnisbericht.

Autor: Ben Eibl
Titelbild: Image by freepik

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