Die globale Materialentnahme stieg zwischen 1970 und 2024 von 30 Milliarden auf unfassbare 106,6 Milliarden Tonnen. Pro Kopf stieg der Bedarf im selben Zeitraum von 8,4 auf 13,2 Tonnen. Wenn wir nichts unternehmen, wird der weltweite Verbrauch an Ressourcen bis 2060 auf 160 Milliarden Tonnen anwachsen. Der hohe Ressourcenverbrauch ist längst nicht mehr tragfähig und erfordert Lösungen – auch in der Möbelbranche.
Die gute Nachricht: Die Transformation in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftsmodells hat bei Möbeln längst begonnen. Treibende Kraft ist das Verhalten der Konsument:innen, die aus Gründen der Nachhaltigkeit, aber auch um Geld zu sparen, immer öfter gebrauchte Möbel kaufen. Studien zeigen, dass der globale Secondhand Markt schnell wächst – schneller als der Markt für neue Möbel – von USD 28 Milliarden 2020 zu USD 61 Milliarden bis 2030. Rund 60 % der Befragten geben an, schon Ware aus zweiter Hand gekauft zu haben. Die beliebteste Bezugsquelle war dabei das Internet. Auch willhaben, die größte Online-Plattform für 2nd Hand Möbel in Österreich, verzeichnet eine stetig steigende Anzahl an Produkten und Verkäufen. Das Umsatzvolumen in Österreich liegt Schätzungen zufolge bereits bei über 300 Mio €. Begünstigt wird diese Entwicklung auch durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen auf EU Ebene, wie etwa die Ökodesign-Verordnung.
Im Gegensatz zu Online-Plattformen oder sozialen Einrichtungen ist die Rolle klassischer Möbelhändler auf dem 2nd Hand Markt derzeit noch sehr überschaubar. Obwohl ein großer Teil der gehandelten 2nd Hand Möbel von IKEA und Co. stammen, ist ihr Marktanteil noch gering. Auch mit Blick auf einen schonenderen Umgang mit Ressourcen und Klima hat IKEA mit der Circular Agenda ein klares Ziel formuliert: Bis 2030 möchte man nur mehr erneuerbare oder recycelte Materialien verwenden. Produkte sollen langlebig, wiederverwendbar und reparierbar designt und produziert werden. Am Ende des Produktlebens soll ein sehr großer Teil der Produkte recycelt werden können. Mit dem “Zweites Leben Shop” und dem “Zweites Leben Rückkaufservice” hat IKEA bereits Schritte in diese Richtung gesetzt.
IKEA Österreich hat nun in Zusammenarbeit mit dem Climate Lab an dem Projekt “Circular Furniture” gearbeitet. Dabei steht vor allem die Lebenszyklusverlängerung im Fokus. Die Analyse durch das Climate Lab hat gezeigt, dass es international eine Reihe von Start-ups für zirkuläre Geschäftsmodelle gibt, die neue Möglichkeiten im Bereich Miete, Reparatur, Refurbishment und Rücknahme von gebrauchten Stücken nutzen. Neben Online Plattformen, sozialen Einrichtungen und Altwarenhändlern setzen auch immer mehr Unternehmen auf neue Angebote und zirkuläre Geschäftsmodelle, um in diesem Bereich Marktanteile zu sichern.
Im Rahmen des gemeinsamen Projektes wurden nun Handlungsempfehlungen entwickelt, die es IKEA Österreich ermöglichen sollen, das eigene Kreislaufwirtschaftsangebot zu erweitern. Damit soll die Lebensdauer der Produkte verlängert werden, um dadurch zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs beizutragen und einen starken Impuls in Richtung zirkulärer Transformation der österreichischen Möbelbranche zu setzen.
Titelbild: Lara Roth