Am Freitag, dem 24. Oktober 2025, versammelte sich die Spitze der österreichischen Wirtschaft und Verwaltung im Climate Lab Wien zum dritten CEO Circle – der jährlichen Leitveranstaltung des Innovationsnetzwerks für Kreislaufwirtschaft und Klimatransformation. Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig diskutierte mit Geschäftsführer:innen führender Unternehmen über Fortschritte, Herausforderungen und nächste Schritte in der Wirtschaftswende.
Zu den Teilnehmer:innen zählten unter anderem Wien Energie, REWE Group, Wiener Linien, IKEA, Siemens Energy, Holcim, Caritas, waff, Billa, Wohnfonds Wien, willhaben sowie Klimadirektor der Stadt Wien Andreas Januskovecz und Wirtschaftsagentur Geschäftsführer Dominic Weiss. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „Drei Jahre Climate Lab. Einiges erreicht. Noch Vieles zu bewirken.“
Wirtschaftswende als Standortchance
„Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsfaktor, denn es geht um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes, regionale Wertschöpfung und Jobs“, betonte Minister Totschnig in seinem Impuls. „Die konsequente Umsetzung der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie ist dabei von zentraler Bedeutung. Der Schlüssel dafür ist, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen, denn des einen Abfall ist des anderen Wertstoff. Österreich kann bei Technologien für die Kreislaufwirtschaft und zirkuläre Produktionsprozesse eine Vorreiterrolle einnehmen. Nachhaltige Innovationen sind der Treiber für grünes Wirtschaftswachstum und mehr Green Jobs in Österreich.“
Innovation für Rohstoffunabhängigkeit
Nach Jahren globaler Turbulenzen wächst in der Wirtschaft das Interesse an mehr Unabhängigkeit bei Energie und Rohstoffen. Ein konkretes Beispiel für diese Entwicklung präsentierte Wien Energie mit seinem Projekt zur Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm. „Mit unserer Trocknungsanlage für Klärschlamm in Simmering haben wir einen wichtigen Schritt Richtung Phosphor-Recycling gemacht. In weiterer Folge können wir dadurch eine sehr wertvolle Ressource zurückgewinnen und den Düngemittel- und Phosphor-Kreislauf schließen. Damit schonen wir die natürlichen Vorkommen und werden unabhängiger von Phosphor-Importen“, erklärte Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wien Energie.
Barbara Inmann, Geschäftsführerin des Climate Lab, unterstrich diesen Gedanken: „Wenn wir begreifen, dass Abfall Wertstoff an der falschen Stelle ist, werden wir auch bemerken: Das meiste, das unsere Wirtschaft braucht, haben wir schon hier im Land.“ Österreich mag zwar arm an Öl, Gas und vielen anderen Rohstoffen sein, aber es ist reich an erneuerbaren Energien und Restwertstoffen.
Neue Jobs durch Kreislaufwirtschaft
Inmann sieht auch handfeste Vorteile für den heimischen Arbeitsmarkt: „Neuware kommt meist aus Übersee, aber repariert und refurbed wird hier in Österreich.“ Die Wirtschaftswende eröffne Chancen, attraktive Jobs zurückzuholen und neue Berufsbilder zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Urban Mining, bei dem die gebaute Umwelt als Rohstofflager genutzt wird. Dafür werden qualifizierte Fachkräfte gebraucht, die beim Rückbau von Gebäuden Materialien und Bauteile fachgerecht trennen und für die Wiederverwendung aufbereiten. Gemeinsam mit dem waff wurden deswegen bereits konkrete Aus- und Weiterbildungsbedarfe im Bereich Kreislaufwirtschaft erarbeitet. Die ökosoziale Marktwirtschaft schafft damit neue, standortgebundene Jobs für alle Qualifikationsniveaus – und stärkt Beschäftigung, die nicht ins Ausland verlagert werden kann. „Klima- und Umweltschutz erfordern Innovation und den Mut zur Veränderung. Mit dem Climate Lab bringen wir die Mutigen, die handeln statt abzuwarten, an einen Tisch, um Allianzen für die Umsetzung und die Welt von Morgen zu schmieden“, so Hinnerk Hansen, Mitbegründer des Climate Lab und frisch gekürter „Entrepreneur of the Year“.
Drei Jahre Climate Lab: Bilanz und Ausblick
Seit seiner Eröffnung im September 2022 hat das Climate Lab über 800 Veranstaltungen mit mehr als 10.000 Gästen durchgeführt und über 40 sektorübergreifende Projekte initiiert – darunter Startup-Challenges, Pilotprojekte im Bereich zirkuläres Bauen, Wärmewende, Green Jobs und klimafreundliche Ausschreibungen. 20 Folgeprojekte wurden bereits umgesetzt.
Das Climate Lab wird von der Impact Hub Vienna GmbH betrieben und finanziert sich aus öffentlichen Mitteln (ca. 40 %), Unternehmenspartnerschaften (ca. 40 %) sowie Mitgliedsbeiträgen und Veranstaltungserlösen (ca. 20 %). Es versteht sich als Beschleuniger der Transformation hin zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft und arbeitet an der Schnittstelle von Ökologisierung, Wirtschaftlichkeit, Regulatorik und Innovation.
Titelbild: Philipp Simonis