(Erfolgs-) Geschichten aus der “zirkulären Stadt”

Start-up, Scale-up, Scale-deep - beim bereits 3. Smart City SuMMit im Climate Lab drehte sich alles um Transformation, Innovation und Skalierung auf dem Weg zur urbanen Kreislaufwirtschaft.

„Let’s Co-Create Circular Cities.“ Unter diesem zukunftsweisenden Motto stand der diesjährige Smart City SuMMit der Wirtschaftsagentur Wien, ein Event im Rahmen des Start-up-Festivals ViennaUP 2025. Im Fokus stand die Rolle kreislauforientierter Innovationen für urbane Räume, um den Ressourcenverbrauch zu senken, die Lebensqualität zu steigern und Städte resilienter gegen die Herausforderungen des Klimawandels zu machen.

Von der Vision zur Umsetzung: Städte neu denken

„Networking-Bingo“ hieß es gleich zu Beginn, als die Teilnehmenden auf kreative Weise miteinander ins Gespräch gebracht wurden. Bereits in den einleitenden Worten von Fiona Hahn, die charmant durch das Event moderierte, wurde klar: Es geht um Geschichten, die den Wandel zur Kreislaufwirtschaft greifbar und lebendig machen und so das Gestalten einer neuen urbanen Realität ermöglichen. Start-ups spielen dabei eine Schlüsselrolle.

Die Transformation Wiens hin zu einer klimaneutralen Stadt erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern vor allem Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft, Verwaltung und auch Start-ups. Die Wiener Stadtwerke sehen sich dabei als zentraler Akteur. Ihr Ziel ist es laut Monika Unterholzner nicht nur mitzugestalten, sondern Vorreiter für Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung zu sein.

Smart City SuMMit 2025 - Foto: mpk
Impulsvortrag von Harald Friedl.

Business Case für alle Branchen

Was braucht es für eine erfolgreiche Circular Economy? Für Harald Friedl eine klare politische Führung, datenbasierte Entscheidungen, zirkuläre Beschaffung, Pilotprojekte mit Skalierungspotenzial und sektorübergreifende Zusammenarbeit. Internationale Beispiele – von Stockholm bis Amsterdam – zeigen, was alles möglich ist. Und auch Wien stellt sich aktiv dieser Herausforderung. Philipp Preuner, Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten der Stadt Wien, unterstrich, dass Klimaneutralität Top-Priorität hat, insbesondere durch den Ausstieg aus fossilen Energien im Verkehr. Ein weiteres zentrales Ziel der Stadt ist die Reduktion des Material-Fußabdrucks.

Caroline Roithner von den Wiener Stadtwerken ergänzte: Unternehmen brauchen klare Visionen für die Dekarbonisierung. Bis 2028 investiert der Konzern acht Milliarden Euro, um die Kreislaufwirtschaft strategisch zu verankern – durch Synergien, Datenmonitoring und regelmäßigen Austausch.

Smart City SuMMit 2025 - Foto: mpk
Start-up Pitch von Concular für zirkuläres Bauen.

Das Highlight des Vormittags waren aber die Circular Cities Start-up Pitches. Internationale und Wiener Jungunternehmen präsentierten innovative Lösungen, etwa von Ganzjahresdünger aus Kaffeesatz über Baustoffe aus ungebranntem Lehm bis hin zu Refurbishing von Photovoltaikanlagen. Die Vielfalt der Ideen beweist, wie viel unternehmerisches Potenzial in der Kreislaufwirtschaft steckt:

  • BeanSaver: In Österreich enden derzeit 99% der Kaffeebohnen als Kaffeesatz im Abfall. BeanSaver möchte wertvolle Ressourcen wie Kaffeesatz und Silberhäutchen in nachhaltigen Produkten nutzen.
  • mudKlub: Das Team entwickelt neue Bauprodukte aus ungebranntem Lehm. Die Vorteile: Lehm ist praktisch 100% kreislauffähig und hat einen sehr niedrigen Energiebedarf.
  • joulzen: Wiederverwenden statt verschwenden: Der Öltank als smarter Energie-Speicher für ein modernes Heizsystem ist die Idee des Start-ups, das voll auf die Umnutzung bestehender Infrastruktur setzt.
  • Plastic Back: Derzeit werden weniger als 10% des produzierten Plastiks recyclet. Plastic Back will das ändern –  mit einem Niedertemperatur-Verfahren, das Plastik wieder in das Ausgangsmaterial Rohöl zurückwandeln, was wiederum Upcycling zu neuen Produkten erlaubt.
  • 2nd Cycle: Auch PV-Module haben ein Lebensende. 2nd Cycle will ihnen mit ihrer vollautomatisierten und skalierbaren Up- & Recyclinganlage ein zweites Leben schenken.
  • Concular: Einfach zirkulär bauen möchte Concular, indem es Unternehmen aus der Gebäudewirtschaft und deren Immobilien fit für die Kreislaufwirtschaft macht – und das seit bereits 12 Jahren.
  • Nades Design: Das Team möchte klassische Lösungsmittel aus fossilen Ausgangsstoffen durch umweltverträgliche und nachhaltige Lösungsmittel ersetzen.
  • CRAB: Mit neuen Methoden und AI möchte CRAB die Mülltrennung automatisieren und wirtschaftlich nachhaltig skalieren.

Wertschöpfung entkoppeln – mit Circularity

„Unsere Lieferketten sind auf lineare Modelle ausgerichtet – das passt nicht mehr zur Realität.“, meinte am Nachmittag dann auch Gregor Gluttig vom Circular Economy Forum Austria in seinem Impulsvortrag. Eine zirkuläre Wirtschaft bedeutet kürzere Lieferwege, geringere Abhängigkeiten und mehr Resilienz – besonders im urbanen Raum. Die Zukunft liegt in Geschäftsmodellen, die Wertschöpfung von Ressourcenverbrauch entkoppeln.

Smart City SuMMit 2025 - Foto: mpk
Circularity Lead Helene Pattermann bei der Moderation ihrer Kleingruppe.

Anschließend hatten die Teilnehmenden des SuMMits die Möglichkeit in kleinen interaktiven Gruppen greifbare Lösungen zu Herausforderungen aus unterschiedlichen Branchen, von Mode und Textilien über Elektroschrott bis hin zu industriellen Prozessen, und deren Skalierungspotenziale zu besprechen und Synergien zu erkennen.

“You don’t scale up, you scale deep”

In der abschließenden Paneldiskussion brachten die Speaker:innen symbolische Gegenstände mit, die ihre Perspektiven auf zirkuläre Entwicklung greifbar machten. Eva Czernohorszky (Wirtschaftsagentur Wien) präsentierte einen Pilz als Metapher für die Rolle der Wirtschaftsagentur Wien in der zirkulären Transformation. Pilze sammeln und verteilen Informationen und Nähstoffe – so wie die Expert:innen der Wirtschaftsagentur im wiener Innovationsökosystem. Laura Fariello (Wien Energie) hielt eine Schaufel in der Hand, sie sprach von zirkulären Ressourcen, davon, sich die Hände schmutzig zu machen, tiefer zu graben, Ursachen zu verstehen, Ballast loszuwerden, Raum für Neues zu schaffen. Während Nadine Schratzberger (montreet) eine Spindel mitgebracht hat, ein Symbol für die unsichtbaren Verbindungen zwischen Menschen, Orten und Ideen. Und Christoph Gollner (FFG)  zeigte einen 10-Euro-Schein. ein Sinnbild für die finanziellen Förderungen, aber auch für den klugen Umgang mit Geld und für nachhaltige Geschäftsmodelle, die langfristig Wirkung erzeugen.

Smart City SuMMit 2025 - Foto: mpk
Fiona Hahn (rechts, hier im Bild mit Agnes Sindelar) moderierte durch den Tag.

“You don’t scale up, you scale deep”. Dieser Satz von Nadine Schratzberger blieb hängen. Auf dem Weg zur zirkulären Stadt geht es nicht um schnelles Wachstum, sondern um nachhaltige Verankerung. Um das Wiederholen und Weitererzählen von Geschichten, die zeigen, was möglich ist.

Das Start-up-Festival ViennaUP wird organisiert durch die Wirtschaftsagentur Wien, dem Gründungspartner des Climate Labs. Der Smart City SuMMit, als Teil des Festivals, wurde mit Unterstützung der Wiener Stadtwerke und der FFG – Forschungsförderungsgesellschaft durch das Climate Lab in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsagentur Wien durchgeführt.

Autorin: Simone Harga & Impact Redaktion
Bilder: Markus Palzer-Khomenko

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