Das Bundesministerium für Klimaschutz möchte mehr Kreislaufführung und weniger CO2 in der Baubranche. Das ist auch wichtig, denn der Gebäudesektor zeichnet für 40% der CO2 Emissionen der EU und 60% der Abfälle verantwortlich. Da muss sich was ändern. Mit welchen Baustoffen das am besten möglich ist und welche Baustoffe wann die nachhaltigste Wahl sind, ist derzeit Gegenstand eines Climate Lab Projektes im Rahmen unseres Programms zu zirkulärem Bauen – und war auch Thema beim jüngsten Industry Circle auf der Climate Stage.
Für die wissenschaftliche Expertise sorgte dabei unter anderem Prof. Anna-Vera Deinhammer mit ihrem Impulsvortrag. Sie betonte, dass gerade im Gebäudesektor Wert und Werterhalt von Gebäuden deutlich mehr Bedeutung haben als die Baukosten. Nachhaltig und zirkulär zu bauen bedeutet somit, in die langfristige Zukunft zu investieren. Für das Klima bedeutet das vor allem auch, dass die Nutzungsdauer eines Gebäudes entscheidender ist als das gewählte Baumaterial. Das gilt insbesondere für die über 2 Mio. Gebäude, die es in Österreich bereits gibt und die möglichst effizient und lange weiterhin genutzt werden sollten.
In Zukunft möchte man außerdem auch auf die Wiederverwendung der Rohstoffe und sogar Gebäudeteilen setzen. Dabei helfen können intelligente Gebäudedesigns und Digitalisierung für eine leichtere Rückbaubarkeit und Wiederverwendung. Auch die Reduktion des Materialeinsatzes durch smarte Planung und neue Techniken hilft, CO2 zu sparen.
Wenn dann aber doch mal neu gebaut werden muss, bleibt die spannende Frage, welche Klimabilanz Beton, Holz und Ziegel aufweisen. Dazu haben sich im Climate Lab Expert:innen und Vertreter:innen der verschiedenen Baustoff-Sektoren lebhaft ausgetauscht. Impulse kamen dabei von Anton Glasmeier vom Verband österreichischer Beton- und Fertigteilwerk, von Dieter Lechner vom Fachverband Holzindustrie und von Mario Kubista (Wienerberger).
Einigkeit herrscht, dass derzeit noch zu wenig Bewusstsein für CO2 reduzierte Baustoffe besteht. An vielen Stellen braucht es deutlich mehr Begeisterung für das Thema Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. Auch besteht durch unklare Angaben und Definitionen eine gewisse Greenwashing-Gefahr. Nicht zu vergessen sind natürlich auch weitere wichtige Anforderungen, die Baustoffe abseits der Klima-Thematik erfüllen müssen – wie etwa der Brandschutz.
Deutlich länger als die Liste der Herausforderungen war aber die Liste der vorgeschlagenen Lösungen auf dem Weg zu einem klimaverträglicheren und Ressourcen-schonenden Bausektor. Sie dient als Grundlage für den weiteren Projektverlauf und den daraus resultierenden Umsetzungsplan.
Foto: Markus Palzer-Khomenko