Das Bildungsangebot zum Thema Kreislaufwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Es werden designierte Curricula und Weiterbildungen angeboten und im akademischen Bereich hält das Thema bereits Einzug in bestehende Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft, Abfall, Design und Architektur. Berufsausbildungen wie Lehren oder HTLs hinken hier noch etwas nach.
Circularity im Climate Lab als Startpunkt
Von 2023 bis 2024 hat das Climate Lab im Rahmen des Projektes „Verankerung von Kreislaufwirtschaft in Aus-und Weiterbildungen im Bausektor„ relevante Stakeholder aus Universitäten, HTLs und der Lehre an einen Tisch gebracht, um Wege zu finden um das zirkuläre Bauen in den österreichischen Lehrplänen zu verankern. Nun wird eine der damals entwickelten Ideen durch das BauKarussell in die Tat umgesetzt. Im Projekt „Zirkuläres Bauen in der Sekundarstufe II“, kurz „ZiBaSe2, wird der Qualifikationsbedarf in der Bau-Lehre erhoben, ein praxisnahes Modul entworfen und pilotiert.
Landesberufsschule Murau mit an Bord
Als Pilotschule, die das Angebot entscheidend mitentwickelt, konnte die Landesberufsschule Murau gewonnen werden. Sie zählt zu den modernsten Berufsschulen Österreichs im Bau- und Baunebengewerbe und beschult aktuell 18 Lehrberufe. Überzeugungsarbeit musste keine geleistet werden, denn Direktor Wolfgang Forstner sieht darin viel Mehrwert für Lehrlinge und Wirtschaft
„Die Bauwirtschaft steht vor einem Paradigmenwechsel – Kreislaufwirtschaft ist nicht nur ein ökologisches Gebot, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Unsere Aufgabe als Berufsschule ist es, Lehrlinge bestmöglich auf die zukünftigen Anforderungen der Branche vorzubereiten. Indem wir Kreislaufwirtschaft frühzeitig in die Ausbildung integrieren, schaffen wir ein Bewusstsein für ressourcenschonendes Bauen und ermöglichen unseren Schüler:innen, sich als Fachkräfte von morgen aktiv in nachhaltige Bauprozesse einzubringen.“
BD Ing. Wolfgang Forstner BEd, Berufsschuldirektor der LBS Murau
Kreislaufwirtschaftsstrategie – alle Lehrpläne gefordert
„Information, Wissen und Zusammenarbeit“ wird in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie als eigener Interventionsbereich angeführt und – neben designierten Curricula – ist vor allem die breitenwirksame Integration des Themas auf allen Schulstufen gefragt. ZiBaSe2 ist bisher einige von wenigen Initiativen, die die Sekundarstufe II behandelt und die Lücke zur Integration von Kreislaufwirtschaft in die Bau-Lehre schließt.
Facharbeiter:innen spielen in der Umsetzung der Kreislauf-Bauwirtschaft eine Schlüsselrolle. Entscheidet man sich für eine Lehre zum Hochbauspezialisten, so setzt man im Berufsalltag Denkmalschutz, Erhaltungsmaßnahmen und Sanierungen um. Will man als Fachplanerin beurteilen, ob ein Holzunterstand rückbaubar wäre und welcher Aufwand damit einhergeht, so muss man einen Zimmereibetrieb mit entsprechendem Fachwissen ansprechen.
Fachkräftesicherung mit Circularity
Die bereits entwickelten Bildungsangebote von BauKarussell richten sich in erster Linie an die Sozialwirtschaft. Mit ZiBaSe2 gibt es erstmals die Möglichkeit, das gesammelte Wissen in eine österreichweite Berufsausbildung zu integrieren und – über Social Urban Mining hinaus – Fachkräfte für zirkuläres Bauen auszubilden. Denn die Lehrausbildung gilt als wichtige Säule der Fachkräftesicherung und die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft fordert viele neue und adaptierte Berufsbilder, so das Fachkräftezentrum des Wiener Arbeitnehmer:innen Förderungsfonds.
Im Rahmen einer schulinternen Fortbildungsveranstaltung im Jänner hatte das BauKarussell-Team die Gelegenheit, sich mit den Berufsschul-Lehrenden auszutauschen und ihre Sicht in das Projekt einfließen zu lassen. Im Anschluss wurden Inhalte und mögliche Fächer, die sich für die Integration des neuen Lehrstoffs eignen diskutiert. Nun werden in enger Zusammenarbeit mit der LBS Murau in den nächsten Monaten in Anschluss an bereits bestehende Lehrmaterialien Inhalte der zirkulären Bauwirtschaft erarbeitet. Nach einem Pilotdurchlauf im Juni soll das Modul mit dessen Ergebnissen überarbeitet und österreichweit ausgerollt werden.
© Text:Jasmin Bermadinger, (BauKarussell; Änderungen von Markus Palzer-Khomenko)