Es bewegt sich was auf dem österreichischen Matratzenmarkt – und die Richtung stimmt. “Zirkuläre Matratzen” zählt zu den ersten Themen, die im Climate Lab behandelt wurden und ist auch eines unserer erfolgreichsten Programme bisher (zum Ergebnisbericht 2023). So konnte das Climate Lab nicht nur die Gründung der österreichischen Matratzen Allianz initiieren (Interessierte Unternehmen sind eingeladen, sich der Allianz anzuschließen), sondern ist derzeit auch mit der Überarbeitung der Kriterien zur Erhöhung der Kreislauffähigkeit von Bettmatratzen befasst. Nun haben zwei Akteure auf dem Matratzen-Sektor, der Schaumstoffspezialist NEVEON und das Kreislaufwirtschaftsunternehmen BRANTNER green solutions, einen weiteren Schritt in Richtung “zirkuläre Matratzenbranche” gemacht und einen Vertrag zur Gründung eines Matratzen-Recycling-Unternehmens geschlossen.
Der Bedarf für ein solches Unternehmen ist jedenfalls gegeben. In Österreich werden jährlich über eine Million gebrauchte Matratzen entsorgt. Dies führt laut Ergebnisbericht Zirkuläre Matratzen zur Freisetzung von rund 150.000 Tonnen CO2 pro Jahr sowie zur Vernichtung wertvoller Rohstoffe. Rund 25.000 Tonnen CO2 davon entstehen im Zuge der thermischen Verwertung – also der Verbrennung – von Matratzen. Dort möchten NEVEON und BRANTNER green solutions mit ihrem Joint Venture ansetzen.
Schalldämmung und Kuhstallmatten
Das Joint Venture hat zum Ziel, wertvolle Stoffströme zu erschließen und Rohstoffe so im Kreislauf und in Österreich zu halten. In einem ersten Schritt soll das geplante Unternehmen mit Sitz in Krems an der Donau gebrauchte Matratzen in Zusammenarbeit mit Sammelstellen und Wertstoffsammelzentren einsammeln, zerlegen und anschließend mechanisch recyceln. Die so erschlossenen Rohstoffe werden in einem weiteren Schritt von NEVEON sowie von weiteren produzierenden Unternehmen zu neuen (Verbundschaum-)Produkten, wie etwa Kuhstallmatten oder Schalldämmungselementen, verarbeitet. Das Konzept zielt vor allem auf sogenannte End-of-Life-Matratzen, für die eine Wiederaufbereitung für den Matratzenmarkt nicht mehr in Frage kommt.
„Wir haben bei NEVEON die Förderung der Kreislaufwirtschaft fest in unserer Unternehmensstrategie verankert, mit dem Ziel, ein umfassend zirkuläres Unternehmen zu werden. Die Unterzeichnung des Joint Venture-Vertrags gemeinsam mit unserem Partner BRANTNER green solutions markiert einen bedeutenden Schritt auf diesem Weg“, erklärt Jürgen Kleinrath, CEO von NEVEON. „Die Abfälle von heute sind die Ressourcen von morgen. Wir freuen uns, an der Seite von NEVEON eine weitere wichtige Maßnahme in Richtung einer effizienten, ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft in Österreich zu setzen“, unterstreicht Stefan Tollinger, Geschäftsführer von BRANTNER green solutions.
Vorreiter in Österreich
Auf dem österreichischen Matratzenmarkt sind die beiden österreichischen Unternehmen mit ihrer Initiative zugleich auch Vorreiter. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es hierzulande noch keine Inverkehrbringergebühr (EPR), welche die benötigte Recycling-Infrastruktur finanziell stützen könnte. In Ländern wie Belgien, Niederlande oder den US-Bundesstaaten Kalifornien und Connecticut sind solche Systeme bereits mit großem Erfolg im Einsatz. In Österreich setzt sich die Österreichische Matratzen Allianz für die Einführung eines vergleichbaren Systems ein. Vorreiter in Österreich könnte so auch die Matratzenbranche in Österreich werden, indem sie anderen Branchen als Beispiel und Vorbild dient, wie Produktkreisläufe und eine zirkuläre Wirtschaft funktionieren können. Auch das Climate Lab hat andere Branchen und Produktgruppen schon ins Auge gefasst. Laufende Climate Lab Programme befassen sich etwa mit zirkulären Möbeln, zirkulären Textilien oder einer zirkulären Baubranche.
Titelbild: v.l.n.r. Josef Scheidl, Geschäftsführer BRANTNER green solutions; Stefan Tollinger, Geschäftsführer BRANTNER green solutions; Jürgen Kleinrath, CEO NEVEON; Wolfgang Lang, CFO NEVEON
Credit: NEVEON Holding GmbH & BRANTNER green solutions