Partner-Projekt: Wiener Linien denken Beschaffung neu

Um Aspekte der Nachhaltigkeit in den eigenen Ausschreibungen künftig noch stärker zu gewichten, haben die Wiener Linien mit dem Climate Lab ein Modell entwickelt, das ökologische und soziale Maßstäbe transparent und einfach integriert.

Nachhaltige Unternehmensführung ist eine große Herausforderung. Das gilt ganz besonders für einen großen Konzern wie die Wiener Linien, der täglich mehr als 2.4 Millionen Menschen fünf Mal um die Welt transportiert. Dabei haben die Wiener Linien den großen Vorteil, dass Nachhaltigkeit gewissermaßen den eigenen Geschäftskern bildet, gelten doch öffentliche Verkehrsmittel als die klima- und umweltverträglichste Mobilitätsform, wenn man von zu Fuß gehen oder Radfahren absieht. Zufrieden geben kann und will man sich bei den Wiener Linien damit allerdings noch nicht. Auch bei der Instandhaltung des eigenen Fahrzeugpools und insbesondere bei der Beschaffung von Ersatzteilen und Equipment sollen in Zukunft ökologische, soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigt werden.

„Nachhaltige Kriterien sollen künftig eine stärkere Rolle in unseren Vergabeverfahren spielen – transparent, messbar und diskriminierungsfrei. Dabei ist uns wichtig, den Wettbewerb nicht einzuschränken, sondern fair zu gestalten – besonders im Hinblick auf KMUs.“ erklärt Kristina Weißenböck von den Wiener Linien.

Projektmanager Florian Würrer (Climate Lab) mit Kristina Weißenböck und Corinna Matzka von den Wiener Linien. Foto: Elisabeth Rauter
Projektmanager Florian Würrer (Climate Lab) mit Kristina Weißenböck und Corinna Matzka von den Wiener Linien. Foto: Elisabeth Rauter

Was ist “nachhaltig”?
Da “nachhaltige Beschaffung” kein einfaches Thema ist und die Frage, was eigentlich “nachhaltig” ist, schnell sehr kompliziert werden kann, haben sich die Wiener Linien an das Climate Lab gewandt. Im Zuge eines Multi Stakeholder Projekts zur Beschaffung von Ersatzteilmaterial für unsere Wiener Öffis haben wir gemeinsam seit Juli letzten Jahres einen Plan ausgearbeitet, der nachprüfbar, fair und einfach Aspekte der Umweltverträglichkeit in zukünftige Ausschreibungen inkludieren soll. Am Ende steht nun ein Prozess in Form eines Entscheidungsbaumes, mit dem “Nachhaltigkeit” stärker in den Ausschreibungsprozess integriert werden kann, ohne dabei den Markt zu beschränken.

21 Kriterien für “Nachhaltigkeit”
Anstelle von Einzelentscheidungen erlaubt der ausgearbeitete Entscheidungsbaum eine fundierte, sachliche, praktikable und interaktive Urteilsbildung. Als Grundlage dienen klar definierte Kriterien – von CO₂-Bilanz und Recyclinganteil bis hin zur Ersatzteilverfügbarkeit und Reparierbarkeit. Die Daten für das Modell stammen aus einer umfassenden Analyse des Status quo, ergänzt durch Interviews mit zentralen Marktakteuren sowie Befragungen im Kreis der Zulieferer der Wiener Linien. Insgesamt wurden so 21 Kriterien identifiziert, die in für zukünftige Beschaffungen berücksichtigt werden.

Belohnen statt Strafen
Um durch die neuen Kriterien möglichst keine Anbieter auszuschließen, setzen die Wiener Linien auf ein Belohnungs- statt Bestrafungssystem. Lieferanten, die umweltfreundliche Produkte und Prozesse nachweisen können, profitieren und erlangen im Ausschreibungsprozess einen Vorteil, während der Wettbewerb fair bleibt und alle Entscheidungen während dem Vergabeverfahren offen kommuniziert werden. Von den gesammelten Erfahrungen und dem neuen Entscheidungsbaum können in Zukunft nicht nur sämtliche Abteilungen der Wiener Linien in ihren Beschaffungsprozessen profitieren, auch darüber hinaus zeigen die Wiener Linien vor, wie es gelingen kann, Aspekte der Nachhaltigkeit erfolgreich und pragmatisch in die Beschaffung eines großen Unternehmens oder Konzerns zu verankern.

Sieben Schritte zur nachhaltigen Beschaffung
Ein Pionier der nachhaltigen Beschaffung ist naBe – die Plattform für nachhaltige öffentliche Beschaffung, die auch Mitglied unserer Climate Lab Community ist. Auf ihrer Webseite bietet die naBe umfassende Informationen und erste Schritte, mit denen auch Ihrem Unternehmen der Einstieg in das Thema der nachhaltigen Beschaffung gelingt:
Zu den 7 Schritten der nachhaltigen Beschaffung

Titelbild: Simon Wöhrer / Wiener Linien
Text: Elisabeth Rauter & Impact Redaktion

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