Eine kürzlich veröffentlichte Studie des KONTEXT Instituts für Klimafragen und der Boston Consulting Group hat gezeigt, dass sich der weltweite Markt für grüne Technologien in den nächsten 5 Jahren auf über 14.000 Milliarden USD verdreifachen könnte. Die Chancen der ökologischen Wirtschaftswende reichen gerade für Länder, wie Österreich, weit über reines Wachstums hinaus. Durch Energiewende, Mobilitätswende, Wärmewende und die Transformation zur Kreislaufwirtschaft kann die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
“Die grüne Ökonomie kommt – unabhängig von Österreichs Politik”, betonte daher auch die Ökonomin und Wissenschaftlerin des Jahres, Prof. Sigrid Stagl (WU-Wien) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz des Climate Lab mit dem Circular Economy Forum Austria und dem KONTEXT Institut für Klimafragen. Sie fordert mehr Erneuerbare Energie für günstigen Strom, regenerative Wirtschaft, um die Regionen zu stärken und um Jobs zu schaffen.
Katharina Rogenhofer, Vorständin des KONTEXT Instituts für Klimafragen, betont, dass derzeit viel Geld für Öl, Kohle und Gas nach Kasachstan, in den Irak und andere Länder fließt, wohingegen Förderungen für erneuerbare Energien und Zukunftstechnologien die Wertschöpfung im Land halten und gleichzeitig für langfristig stabile Energiepreise für die Menschen und die Wirtschaft sorgen. Gerade heimische KMU’s und Fachkräfte wie Installateure, Elektriker:innen und Baumeister, die unsere Häuser sanieren, PV-Anlagen aufs Dach montieren und die Heizung tauschen, sind es, die von den Förderungen der vergangenen Jahre am meisten profitieren.
Breite Zustimmung zu Förderprogrammen
Ganz ähnlich sieht das wohl auch die österreichische Bevölkerung. 77,6 Prozent denken laut einer Umfrage des KONTEXT-Instituts, dass Investitionen in nachhaltige Technologien in der heimischen Industrie die österreichische Wirtschaft stärken. Mehr als drei Viertel (76,9 Prozent) der Befragten sagen auch, dass Umweltförderungen für den Umstieg auf nachhaltige Heizsysteme erhalten bleiben sollten. 57,5 Prozent sind für die Förderung von E-Autos. Und 60,6 Prozent der Befragten denken, dass Kürzungen bei zukunftsfähigen Technologien Österreichs Wettbewerbsfähigkeit gefährden.
Auch aus der Wirtschaft mehren sich die positiven Stimmen. Während die Wirtschaftskammer eine Fortsetzung der Förderungen für den Heizkesseltausch forderte, macht sich die Industriellenvereinigung für den Transformationsfonds für die Industrie stark. Sogar in der sonst so polarisierten österreichischen Politlandschaft scheint man sich in Fragen der Kreislaufwirtschaft sehr einig zu sein. So standen im jüngst veröffentlichten Verhandlungspapier der inzwischen gescheiterten Koalitionsverhandlung zwischen FPÖ und ÖVP viele Maßnahmen im Sinner der Kreislaufwirtschaft bereits auf grün.
“Die nächste Regierung kann Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit schaffen, indem sie erneuerbare Energien ausbaut und Zukunftstechnologien fördert. Die Wirtschaft will das, die Bevölkerung auch. Damit ist jetzt der Zeitpunkt, zu dem wir auf den Zug aufspringen und profitieren können”, meinte daher auch Rogenhofer im Rahmen der Pressekonferenz.
Kreislaufwirtschaft als Standortstrategie
Zu den Vorteilen für den österreichischen Wirtschaftsstandort zählen auch Preisstabilität und Unabhängigkeit. “Billige Primärrohstoffe mögen zwar heute noch vorteilhaft erscheinen, langfristig könnten wir aber einen hohen Preis bezahlen”, warnt Huber-Heim vor kurzsichtigen Entscheidungen. So hat der Gaspreisschock 2022 in Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine viele Unternehmen und Konsument:innen schwer getroffen.
Mit einer zukunftsorientierten Kreislaufwirtschaft und durch die Stärken einer zirkulären Bioökonomie hat Österreich das Potenzial, sich unabhängiger von volatilen globalen Lieferketten zu machen. So kann Österreich als Innovationsstandort international punkten und zugleich Wertschöpfung im Land behalten, insbesondere in strategisch wichtigen Industrien wie Maschinenbau, Elektronik, Bauwirtschaft, Recyclingtechnologien oder biobasierte Materialien und Innovation. „Die Kreislaufwirtschaft ist ein echter Standortvorteil für Österreich. Sie ermöglicht es Unternehmen, durch effizientere Ressourcennutzung wirtschaftlich erfolgreicher zu sein, schafft Arbeitsplätze in zukunftsfähigen Branchen und stärkt unsere wirtschaftliche Resilienz“, betonte Karin Huber-Heim weiter.
Pionierarbeit durch Matratzenbranche
Mit dem Programm für zirkuläre Matratzen wird im Climate Lab ganz konket an der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft gearbeitet. “In der Branche hat sich in den letzten beiden Jahren eine echte Dynamik entwickelt, um die rund 1 Million Matratzen, die jährlich verbrannt werden, in Zukunft im Kreislauf zu halten”, meinte Gebhard Ottacher, Managing Director des Climate Lab. Wichtigster Meilenstein war die Gründung der Österreichischen Matratzen Allianz im September2024. Die Ausarbeitung neuer Ökodesign-Kriterien und ein geplantes Joint Venture für eine Matratzen-Recycling Anlage in Niederösterreich sind weitere wichtige Schritte in die richtige Richtung. Auch Textilien und (demnächst) Elektro-Produkte stehen im Fokus von Climate Lab Programmen für zirkuläre Produkte.
Abfälle sind Wertstoffe am falschen Ort
Neben zirkulären Produkten wird im Climate Lab auch für Rohstoffkreisläufe gearbeitet. „Abfälle sind Rohstoffe am falschen Ort. Deshalb wollen wir den Aufbau einer Rohstoff-Matching-Plattform in Österreich forcieren und helfen, dass jene Unternehmen mit Reststoffen, Schlacken, Aschen und dergleichen die passenden Abnehmer finden”, erzählte Ottacher.
Zukunftsfitte Berufsausbildung
Chancen bieten sich auch für den Österreichen Jobmarkt. Neue Berufsfelder und Berufsbilder machen umfangreiche Umschulungen, Qualifizierungen und neue Ausbildungen notwendig. Gemeinsam mit waff und arbeit plus arbeitet das Climate Lab daher an neuen Ausbildungskonzepten für die Fokusbereiche Elektronik, Textilien und den Bausektor. So erarbeitet die Initiative BauKarussell derzeit als Folge des Climate Lab Projektes “Verankerung von Kreislaufwirtschaft in Aus-und Weiterbildungen im Bausektor“ gemeinsam mit der LBS Murau ein neues Bildungsangebot, das bereits Ende dieses Jahres in die Lehrpläne implementiert werden könnte.
Foto: Bernhard Schinwald